Hunde in Mauderode
Sterbendes Schaf in Mauderode

STERBENDE LÄMMER UND VERWAHRLOSTE HUNDE

17. APRIL 2025

Aufgedeckt: Veterinäramt Nordhausen im Fokus: Schwere Tierquälerei in Schäferei trotz Kontrollen?

Kaum auszuhalten ist das Bildmaterial, was der Tierrechtsorganisation Team Tierschutz zugespielt wurde. Es zeigt, wie kranke Lämmer vom Schäfer achtlos über mehrere Tage im Stall liegen gelassen werden, wie er nach ihnen tritt, Tiere grundlos schlägt, teilweise gezielt ins Gesicht und mit der Mistgabel zusticht. Schädel und Schafskadaver liegen verstreut auf dem gesamten Gelände. Hunde in Einzelzwingern, unterversorgt, an einigen Tagen kein Zugang zu Trinkwasser. Und das Schockierendste: Das Veterinäramt Nordhausen war regelmäßig vor Ort – das letzte Mal vor wenigen Wochen.


Werther – Die Aufnahmen, die über einen längeren Zeitraum in einem Schäfereibetrieb in Mauderode (Landkreis Nordhausen) entstanden sind, zeigen Lämmer und Schafe, die unbehandelt im Stall verenden. Ihre Körper bleiben teilweise tagelang zwischen den lebenden Tieren liegen. Der Inhaber der Schäferei und eine unbekannte weibliche Person schauen immer wieder nach den sterbenden Tieren, die sich massiv quälen, und lassen sie in den voll gefüllten Ställen inmitten der Herde liegen. Die Folge: Immer wieder werden die Tiere von den anderen Schafen übertrampelt. Ein tagelanger Todeskampf über eine Woche wird dokumentiert. Zwischendurch sieht man den Schäfer, wie er gegen das eine Tier tritt, um zu prüfen, ob es noch lebt.

Besonders schockierend: An einem Tag geht er auf das sterbende Lamm, welches seit Tagen nicht mehr aufstehen und trinken kann, absolut grundlos zu, zieht es an einem Ohr hoch und wirft es auf die andere Seite. An einem anderen Tag geht er erneut auf das Tier zu, zieht es an beiden Ohren und der Schnauze hoch und wirft es brutal zu Boden. Immer wieder ist auf den Aufnahmen zu sehen, wie Tiere beim Treiben absolut wahllos von ihm und der anwesenden weiblichen Person geschlagen werden. Teils mit gezielten Schlägen ins Gesicht. Tote Tiere lassen die beiden teilweise bewusst zwischen den lebenden Tieren liegen.

Auf dem Grundstück liegen überall Kadaver, die bereits von Wildtieren angefressen wurden, einzelne Körperteile sowie ganze Schädel, Wirbelsäulen und andere Skelettteile in verschiedenen Verwesungszuständen sind auf dem Grundstück und teilweise auf dem angrenzenden Feld verteilt – und das in der Nähe einer Wasserschutzzone und in Zeiten der Maul-und-Klauenseuche.

„Schäfereien genießen oft ein viel zu gutes Image – sie werden romantisiert als Teil einer idyllischen, naturnahen Landwirtschaft. Doch wie wir in diesem Fall wieder einmal sehen, steckt hinter diesem System weit mehr Leid und Ausbeutung, als viele bereit sind, zu erkennen. Was als Tradition verkauft wird, entpuppt sich oft als ein System, das nur dem Profit dient – auf Kosten der Tiere“, so Samara Eckardt, Geschäftsführerin der Team Tierschutz gGmbH.

Erschreckend ist auch die Haltung der Hunde auf dem Gelände: Eingesperrt in verdreckten Zwingern, ohne Auslauf, ohne Beschäftigung und Sozialkontakte – und ohne jede Aussicht auf Besserung. In den Zwingern liegen Kadaverteile zwischen den Exkrementen der Hunde und alte Knochen. Die Tiere zeigen deutliche Anzeichen von Verhaltensstörungen und Mangelernährung. Ihre Augen wirken leer, ihre Bewegungen sind langsam und kraftlos. Es ist offensichtlich, dass diese Hunde nicht nur körperlich, sondern auch seelisch verletzt sind. In dieser Isolation ohne jegliche Zuwendung haben sie keine Möglichkeit, sich zu entfalten oder zu einem normalen Sozialverhalten zurückzufinden. Die Tiere haben sogenannten Knochenkot, er ist weiß und hart, weil sie fehlernährt sind. Der Kalziumgehalt ist offenbar viel zu hoch aufgrund der einseitigen Knochenfütterung und dem Trinkwassermangel. Das führt wiederum zu großen Schmerzen.

Nachdem Team Tierschutz im Februar 2025 eine Strafanzeige sowie eine Anzeige beim zuständigen Veterinäramt Nordhausen eingereicht hat, wurde der Betrieb kontrolliert. Die Behörde hat dem Schäfer einige Verfügungen auferlegt – doch was hat sich geändert?

Unsere aktuellen Aufnahmen zeigen: Es hat sich nichts verändert. Die Hunde erhalten weiterhin keinen Freilauf und sind unterversorgt, teilweise länger als 24 Stunden ohne Zugang zu Trinkwasser. Tote oder sterbende Schafe werden noch immer nicht behandelt oder ordnungsgemäß beseitigt. Stattdessen liegen die Kadaver weiterhin unachtsam, teilweise von Wildtieren angefressen, auf dem Grundstück und werden in dem Misthaufen versteckt. Der Zustand der Tiere ist alarmierend, und der Betrieb scheint keinerlei Anstalten zu machen, die Situation zu verbessern. Trotz der behördlichen Verfügung und der wiederholten Hinweise auf die Missstände bleibt die Realität vor Ort erschreckend katastrophal.

„Dieser Betrieb ist ein Paradebeispiel dafür, dass Tierleid in dem System Tierindustrie absolut unumgänglich ist und die Konsument*innen endlich aufhören sollten, auf die Behörden zu vertrauen. Ich lese es immer wieder: Die Veterinärämter haben Personalmangel, sie kommen nicht hinterher. Wir erleben allerdings immer wieder, dass selbst wenn die behördlichen Kontrollen durchgeführt werden, sich rein gar nichts für die Tiere verändert. Die Menschen müssen anfangen zu verstehen, dass das gesamte System der Tierindustrie massives Leid für die Tiere bedeutet. Kontrolle hin oder her. Gesellschaft und Politik müssen endlich über die Konsequenzen ihres Handelns nachdenken und Konsequenzen ziehen. Und das fängt beim eigenen Konsumverhalten an“, sagt Tim, Teammitglied der Tierrechtsorganisation, der schwerpunktmäßig in dem Fall recherchiert hat.

„Wie viele Tiere müssen noch sterben, bis ernsthaft gehandelt wird?“, fragt sich Cleo. Die Frage gibt Samara Eckardt direkt an das Veterinäramt Nordhausen weiter, die seit Jahren aufgrund von Tierrechtsverstößen vor Ort sind und offenbar noch nicht einmal von dem Täter verlangen, beispielsweise einen Anschaffungsnachweis über ein Behältnis für Schafskadaver zu erbringen, sodass wenigstens in der Theorie eine fachgerechte Entsorgung der größeren Lämmer und Mutterschafe möglich wäre.

„Unsere Recherchen haben ergeben, dass das Veterinäramt Nordhausen dafür bekannt ist, seine Arbeit nicht im Sinne der Tiere auszuführen. So wurde das Veterinäramt im Jahr 2021 schon einmal von der Tierrechtsorganisation PETA unter die Top 5 der schlechtesten Veterinärämter Deutschlands gerankt. Aus diesem Grund haben wir uns auch dazu entschlossen, nicht nur eine Meldung beim Landes- und Bundesveterinäramt zu machen, sondern auch das Veterinäramt in Nordhausen anzuzeigen. Es scheint hier ein strukturelles Problem vorhanden zu sein, was schon seit Jahren bekannt ist und unter dem letztendlich die Tiere leiden müssen. Dieses Leid muss nun endlich ein Ende haben“, schließt Tim von Team Tierschutz.

Das gesamte Team Tierschutz hofft sehr, dass das Veterinäramt Nordhausen die Tiere nun umgehend beschlagnahmt, ein Tierhalte- und Betreuungsverbot verhängt und die Vermittlungshilfe der Tierrechtsorganisation, die schon mehrfach in Aussicht gestellt wurde, annimmt, damit möglichst viele dieser Tiere endlich ein Zuhause bekommen, was sie verdient haben. 

ansprechpartnerin

Kontaktdaten

Frau Samara Eckardt (Geschäftsführerin)

 

Team Tierschutz gGmbH

c/o Publix

Hermannstr. 90

12051 Berlin

 

E-Mail: presse@teamtierschutz.org